Nur wer richtig spielen kann, kann auch richtig lernen. Der Kieler Pädagoge Dr. Armin Krenz hat herausgefunden, dass zwischen der Spiel- und Lernfähigkeit von Kindern ein direkter Zusammenhang besteht. Er rät Eltern, ihre Kinder in ihrem Spielverhalten aktiv zu unterstützen und damit sanft zu lenken – im Gespräch mit dem LEGO City Team.
„Nicht jedes Kind kann automatisch spielen“, erklärt Dr. Armin Krenz, Wissenschaftsdozent am Institut für angewandte Psychologie und Pädagogik (IFAP) in Kiel. „Angeboren ist nur die Neugierde. Die Fähigkeit zu spielen muss hingegen erst aufgebaut und weiterentwickelt werden.“ Diese Entwicklung ist wichtig, denn die Spielfähigkeit ist eine Grundvoraussetzung dafür, dass Kinder später in der Schule auch gut lernen können. Beim Spielen lernen Kinder Strategien zu entwickeln und Lösungen zu finden. Sie entwickeln Motivation, Konzentrationsfähigkeit und Lernfreude: Drei Fertigkeiten, die sie in der Schule brauchen, um die ihnen gestellten Aufgaben lösen zu können.
Eltern können ihre Kinder mit dem richtigen Spielzeug gezielt fördern.
Wenn Eltern ihre Kinder dabei unterstützen wollen, ausgiebig, vielfältig und selbstmotiviert zu spielen, ist es wichtig, dass sie sich dafür interessieren, womit sich ihr Nachwuchs beschäftigt. Dass sie mitspielen, dabei aber nicht zum Spielleiter werden. Es gibt Spielzeug, das stärker als anderes dazu geeignet ist, die Fantasie, logisches und perspektivisches Denken sowie die Ausdauer von Kindern anzuregen und Neugierde zu wecken. „Entwicklungsförderlich sind Spielsachen, die nicht nur dem Alter des Kindes angemessen sind, sondern durch die ein Kind auch einen Bezug zwischen sich selbst und der Welt herstellen und sich mit Reizen von außen auseinandersetzen kann“, meint Krenz.
Es gibt zwei Spielformen, die die kindliche Entwicklung besonders vielfältig anregen: Konstruktionsspiele und Rollenspiele. Armin Krenz sagt: „LEGO Bausets sind da ideal, weil sie gleichzeitig und gleichwertig Konstruktions- und Rollenspiel bieten.“ Er beklagt, dass viele Kinderzimmer heute aussehen wie Warenhäuser mit vielfältigen, ganz unterschiedlichen Warengruppen und dass sich deren Besitzer in all der unübersichtlichen Reizüberflutung letztlich trotzdem langweilen.
Weniger ist auch beim Spielen mehr
Er rät Eltern vielmehr dazu, ihre Kinder dabei zu unterstützen, bei einer Spielform zu bleiben, die große Variabilität hat. Erst bekommt das Kind Grundbausteine, dann Figuren und Tiere und irgendwann Fahrzeuge und vielleicht auch Flugzeuge – so wird das Spiel systematisch erweitert. Warum es sinnvoll ist, das kindliche Spielen aktiv zu unterstützen und gleichzeitig sanft zu lenken, erklärt der Pädagoge so: „Die Pisa-Gewinnerländer waren diejenigen, in denen die Bereitschaft von Kindern, sich anzustrengen, besonders gestärkt wird. Anstrengungsbereitschaft und Kreativverhalten entstehen immer aus einem inneren Interesse und gleichzeitig einem Mangel heraus. Ein Kind muss sich bemühen, etwas hinzubekommen, auch wenn ihm zunächst scheinbar die Mittel dafür fehlen.“
Das Fehlen von bestimmten Dingen beflügelt also die Fantasie. Damit meint er beispielsweise: Ein Kind baut einen Waldbrand aus verschiedenen Materialien, Papier und Bausteinen nach. Es gibt Bäume, es gibt Flammen, aber es fehlt ein großer Transportanhänger, in dem das Kind alle Waldtiere in Sicherheit bringen kann. Also baut es den Rettungsanhänger aus bunten LEGO Steinen eben ganz schnell selbst. Und wenn das Spiel bis in die Dämmerung dauert, leuchtet das Kind mit der Taschenlampe, damit die Feuerwehrleute gut sehen können.
Spielen hilft beim Verarbeiten von positiven und negativen Eindrücken
Spieleforscher wie Armin Krenz wissen mittlerweile, dass auch die Sprachentwicklung eines Kindes von Spielformen unterstützt wird, die dazu führen, dass sich Kinder mit sich selbst und mit den Gegebenheiten ihrer Umwelt auseinandersetzen. Womit man sich intensiv beschäftigt, dafür will man auch Worte finden. Und: „Kinder begreifen Dinge viel besser, wenn sie sie auch motorisch umsetzen können“, hat Krenz herausgefunden. Wenn Kinder alltägliche Situationen nachspielen, lernen sie dabei, Unangenehmes zu verarbeiten und Bedeutsames intensiver zu bearbeiten. Außerdem lassen sie sich auf neue Herausforderungen eher ein und nehmen an der Gegenwart, die sie umgibt, aktiv teil. So bauen sie Stress ab.